Neuenmarkt im Strom der Zeit

Auszug aus der Chronik „600 Jahre Neuenmarkt 1398 – 1998“

Titelseite des Neuenmarkt Buches mit Bildern aus vergangenen Tagen
Titelseite der Neuenmarkt-Chronik

Der Beginn der systematischen Besiedlung unseres Gebietes wurde vom Bistum Bamberg, dem damaligen Machtzentrum der Bischöfe und der Meranier, etwa im 12. Jahrhundert eingeleitet.

In der Erbfolge gingen die Plassenburg mit ihren Liegenschaften im Raum von Kulmbach, Wirsberg, Trebgast, Neuenmarkt, Hegnabrunn zunächst an den Grafen Otto IV. von Orlamünde über. Danach ging dieser Besitz 1341 an die Hohenzollern über.

Im Jahr 1398 werden Neuenmarkt und Hegnabrunn bei der Anlegung eines Inventarverzeichnisses durch die Schreiber auf der Plassenburg erstmals urkundlich erwähnt.

Unser Heimatgebiet, das „Land ob dem Gebürg“ wurde so Teil des Fürstentums Kulmbach – Bayreuth und blieb für die nächsten 450 Jahre im Herrschaftsbereich der Hohenzollern.

Der Name „Newenmarck“ leitet sich ab von „nuwe Marck“ = neue Gemarkung. Der Seer Höhenrücken war bereits besiedelt, und so machten die Siedler die „nuwe Marck“ urbar. Obwohl die Rodung in der vom Hochwasser gefährdeten, teils sumpfigen Niederung nicht einfach war, sind nach den Aufzeichnung im Jahr 1398 bereits 63 Lehen (= Vollhöfe) und 12 Selden (landlose Kleinstellen) in „Newenmarck“ und „Hegenprunn“ vorhanden.

Die Hussiten-Einfälle im Jahr 1430 brachten den ersten Einbruch in das friedlich bäuerliche Leben im Kulmbacher Land. Auch Neuenmarkt wurde gebrandschatzt und teilweise zerstört.

Der 30jährige Krieg und die Pest hinterließen ihre grausamen Spuren. Aus dem ,,Verzeichnuß aller Mannschafft der Hauptmannschafft Culmbach“ geht hervor, daß in Neuenmarkt noch 37 Personen, meist Witwen und Waisen lebten. In See lebte noch eine Person, in Schlömen waren es noch neun. In einem weiteren Bericht heißt es: „Dieses Dorf lieget ganz oed und unbebaut“.

Mit großem Fleiß und Zähigkeit bauten die Überlebenden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ihre Siedlung wieder auf. Allerdings dauerte es drei Menschenalter, bis die Folgen dieser Notzeit überwunden waren.Auf politischer Ebene vollzog sich bereits nach 1700 eine Verwaltungsänderung. Neuenmarkt erscheint noch als Bestandteil eines von Hegnabrunn aus verwalteten Bezirkes und wurde 1791 preußisches Herrschaftsgebiet. Unruhig wurde es noch einmal in unserem Gebiet, als französische Truppen (Napoleon) plündernd durch unser Gebiet zogen.

Die „bayerische Aera“ beginnt für Neuenmarkt im Juli 1810. In Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Preußen und der Regelung im „Pariser Vertrag“ wurde unser Gebiet an das Königreich Bayern abgetreten.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, deren wesentliche Voraussetzung die Anbindung an ein flächenumspannendes Verkehrssystem war, begann für Neuenmarkt die neue Zeit. Mit dem Bau der König-Ludwig-Bahn von Lindau nach Hof über die Schiefe Ebene (1848) gelangte das vorher unbedeutende Bauerndorf Neuenmarkt plötzlich zu großer Bedeutung. Mit dem Bau der Bahnanlagen erfolgte ein noch nie dagewesener Zustrom an auswärtigen Arbeitskräften. Der Ort, der damals 57 Häuser und 335 Einwohner zählte, überflügelte in kürzester Zeit die Einwohnerzahlen seiner Nachbargemeinden. Die Entwicklung des Ortes verlief rasant. Mit dem Bau der Fernwasserleitung der Stadt Kulmbach 1899 über Neuenmarkt, Hegnabrunn und See entfaltete sich ein weiteres Mal reges Leben in Neuenmarkt. Ein Arzt und ein Apotheker ließen sich nieder. Neuenmarkt erhielt einen Bahnhof, eine Polizeistation und eine eigene Poststelle. Handel und Handwerk entfalteten sich, das 1900 eröffnete „Bahnhofshotel“ war rund um die Uhr ausgelastet.

1913 erfolgte die erste Elektrizitätslieferung für den Ort. Die beiden großen Konfessionen bemühten sich um den Bau von Kirchen. Im Jahr 1925 wurde die katholische Kirche, ein Jahr später die evangelische Kirche eingeweiht. Der Ausbau des Wasser-Ortsnetzes erfolgte 1933. In diesem Jahr erhielt auch die Schule ihre erste Warmwasserheizung. Interessant sind die Beschlüsse des Gemeinderates zur Finanzierung: Das für den Wasserleitungsbau aufgenommene Kapital von 38.000 Reichsmark ist nur durch den Wasserzins abzudecken und die Mehreinnahmen aus der gemeindlichen Biersteuer sind für die, für die Erweiterung des Ortsnetzes, anfallenden Kosten von 4.000 Reichsmark zu verwenden.

Die beiden Weltkriege forderten in den vier Ortsteilen viele Opfer und brachten Not und Elend in die Familien. Noch ehe der zweite Weltkrieg zu Ende ging wurde Neuenmarkt von den Schrecken des Krieges heimgesucht. Am 27. Dezember 1944 raste ein vollbeladener Militärzug die Schiefe Ebene herab und entgleiste im Bahnhof Neuenmarkt. Fast alle Wagen und die gesamte Ladung wurden zerstört. Es gab Tote und Verletzte. In den Apriltagen 1945, kurz vor Kriegsende, war der Bahnhof das Ziel einer verheerenden Bombardierung. Die Bahnanlagen, zahlreiche Gebäude und Häuser wurden stark beschädigt oder zerstört.

In der Folge des Kriegs kamen auch viele Evakuierte aus den Großstädten, Kriegsflüchtlinge und Vertriebene nach Neuenmarkt. Die Neuenmarkter Bürger bewiesen auch hier großes Verständnis für die Notleidenden.

Das Wirtschaftswunder war bald auch in Neuenmarkt spürbar. Der Gemeinderat beschließt 1953 die Gemeinde zum Wohnsiedlungsgebiet zu erklären. Die beiden damals selbständigen Gemeinden Neuenmarkt und Hegnabrunn fassen einstimmig den Beschluß zum Bau einer gemeinsamen Kanalisation. 1970 wurde der Beschluß für den Standort der neuen Verbandsschule in Neuenmarkt gefaßt. 

Mit der Ansiedlung von Industrie und anderen Betrieben entstanden auch eine große Zahl von Arbeitsplätzen. In den 60er Jahren wurde aber der Rückzug der Eisenbahn, die über 100 Jahre der hauptsächliche Arbeitgeber in der Gemeinde war, immer spürbarer.

Durch den Zusammenschluß von Neuenmarkt und Hegnabrunn entstand am 1. April 1971 die Großgemeinde Neuenmarkt, die heute über 3300 Einwohner zählt.Neuenmarkt das aufstrebende Unterzentrum Oberfrankens, wird heute als Wohnort sehr geschätzt. Der Ort verfügt über eine gute Verkehrsanbindung, einen hohen Freizeitwert und eine ausgewogene Infrastruktur. Das Deutsche Dampflokomotiven-Museum und der in diesem Jahr neu entstandene Schmetterlingspark sind Attraktionen, die jährlich viele Tausende Besucher anziehen.

Den Herausforderungen unserer Zeit muß sich auch Neuenmarkt stellen. Die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben und damit die Bereitstellung von Arbeitsplätzen ist heute für unseren Ort wieder zum zentralen Thema geworden. Die Entwicklungen beim Schienenverkehr, der Vormarsch neuer Verkehrsstrukturen erfordern ein Suchen nach zukunftsorientierten Lösungen. An einer guten Zukunft für Neuenmarkt mitzuarbeiten, das geht alle Mitbürger an.

Wenn Sie möchten, können Sie sich in unserer Galerie ein paar Fotos aus früheren Zeiten ansehen. 

Diese Bilder wurden folgenden Büchern entnommen:

  • „Neuenmarkt mit Hegnabrunn, See und Schlömen – Fotografische Erinnerungen an vergangene Tage“
  • „600 Jahre Neuenmarkt 1398-1998 – Chronik“
  • „600 Jahre Neuenmarkt 1398-1998 – Festschrift“

Diese Bücher können Sie in der Gemeindeverwaltung Neuenmarkt erwerben, solange der Vorrat noch reicht.